Der Betriebswirt/ die Betriebswirtin des Handwerks ist unbestritten die Premiumqualifikation im deutschen Handwerk. Das Erfolgsmodell wurde kürzlich modernisiert und steht seit diesem Jahr auf einer bundesweit einheitlichen Grundlage.
Was macht die neue Fortbildung aus?
Die Aufstiegsfortbildung zum Geprüften Betriebswirt oder zur geprüften Betriebswirtin nach der Handwerksordnung (HwO) soll künftige Führungskräfte im Handwerk qualifizieren, damit sie kompetent, eigenständig und verantwortlich ein Unternehmen führen können. Im Zentrum der Weiterbildung stehen Fragen der strategischen Planung und der operativen Steuerung eines Betriebs. Der Rahmenlehrplan enthält diese vier Qualifikationsbereiche:
- Strategieentwicklung
- Unternehmensführung
- Personalmanagement
- Innovationsmanagement
Zentraler Aspekt ist eine vertiefte Kompetenzorientierung, also Fragen zur Fach-, Methoden-, Führungs- und Sozialkompetenz. Neu ist auch die Art der Wissensvermittlung. Der Unterricht ist in erster Linie handlungsorientiert. Eine Fülle betrieblicher Situationsaufgaben soll zeigen, wie sich die Entscheidungen der angehenden Führungskräfte im Alltag auswirken können. Der Lehrgang enthält sämtliche Elemente einer modernen, strategischen Unternehmensführung. Zu den bisherigen Inhalten sind deshalb beispielsweise strategisches und operatives Management hinzugekommen. Neue Trends im Technologie- und Dienstleistungsbereich werden eigenständig recherchiert, und auch der Umgang mit Medien- und Internetrecht sowie das betriebliche Qualitätsmanagement haben Eingang in den praxisbezogenen Rahmenlehrplan gefunden.
Durch die Standardisierung der Lehrgangs- und Prüfungsinhalte sind die Ergebnisse und daher die gesamte Qualifikation vergleichbarer geworden. Und die Absolventen sind fit für Europa. Zurzeit ordnen Bildungsexperten sämtliche Abschlüsse ihres Landes in nationale Qualifikationsrahmen ein, die später zu einem großen europäischen Ganzen zusammengeführt werden – dem Europäischen Qualifikationsrahmen EQR. Im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) steht beispielsweise der Meisterbrief auf der sechsten von insgesamt acht Stufen. Als Premiumprodukt des Handwerks ist der geprüfte Betriebswirt/ die geprüfte Betriebswirtin (HwO) dem DQR-Niveau 7 zugeordnet. Das ist die höchste Qualifizierungsstufe im Handwerk – und auf berufspraktischer Seite gleichwertig dem akademischen Master-Abschluss.
Was verlangt die Premiumfortbildung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?
Im Wesentlichen geht es um eine höhere Individualisierung und damit eine größere Eigenverantwortung bei der Aneignung von Wissen. Die neuen Inhalte müssen vermehrt selbstständig recherchiert, erarbeitet und auch mit Power-Point präsentiert werden. Letztendlich werden mit diesem praxisbezogenen Studiengang drei zentrale Fragen beantwortet:
- Was muss ich wissen?
- Woher bekomme ich die benötigten Informationen?
- Was fange ich mit diesen Informationen im Betrieb an?
Bin ich der/ die Richtige dafür?
Das Entscheidende ist die richtige Haltung zum Lernen, die Lernmotivation. Durch ein Einführungsmodul bietet der Studiengang genügend Raum, um das Lernen zu lernen und das Selbstmanagement zu verbessern. Außerdem stehen Lehrunterlagen sowie Skripte auf dem allerneuesten Stand zur Verfügung. Dies ist der große Vorteil gegenüber anderen Lehrgängen. Ganz gleich also, wie lange die letzte Fortbildung auch zurückliegen mag – mit der richtigen Einstellung findet jeder den optimalen Einstieg und dank des modularen Aufbaus der Qualifikation auch den für ihn richtigen Lernrhythmus.
Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?
Hohes Engagement verlangt nach der richtigen Lernmotivation. Außerdem werden vorab die Zulassungskriterien überprüft. Als Meister oder Meisterin, aber auch mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einer einschlägigen, nachweisbaren Berufserfahrung kann der Weg zum Abschluss des Studiengangs Geprüfter Betriebswirt / geprüfte Betriebswirtin (HwO) als höchster Bildungsabschluss nach der Handwerksordnung beschritten werden.
Was habe ich persönlich von der Fortbildung?
Die Absolventen und Absolventinnen verfügen über umfangreiche Handlungskompetenz und sind deshalb künftig wesentlich besser auf ihre Führungsaufgaben vorbereitet. Ein Beispiel: Da mittlerweile rund 70 Prozent des Bruttoinlandproduktes in Deutschland über Dienstleistungen generiert wird, drehen sich in dem neuen Lehrgang gleich zwei volle Seminartage um das Thema der systematischen Dienstleistungsgestaltung – ein Mehrwert, den es bei vergleichbaren Lehr- und Studiengängen in dieser Form nicht gibt. Als unternehmerisch denkende Menschen werden die Teilnehmenden auf diese Weise hervorragend in die Lage versetzt, sowohl für bereits bestehende als auch für neue Dienstleistungen höhere Erlöse zu generieren. Darüber hinaus werden Marketing und Trendanalysen als Teil der Unternehmensführung, aber auch weitere Themenfelder aus der Betriebswirtschaftslehre in den Seminaren sehr detailliert vorgestellt.
Teilnehmende berichten mir nicht selten im persönlichen Gespräch, wie sich durch diese Weiterbildung ihr ganzes Leben verändert habe. Sie würden viele Dinge heute ganz anders sehen und Probleme auch auf andere Art und Weise lösen. Eine Teilnehmerin berichtete begeistert davon, dass sie die Zusammenhänge zwischen Controlling, Vertrieb und Personal sowie die Notwendigkeit einer Unternehmensstrategie nun wesentlich besser verstanden habe. Außerdem gehe sie neue Projekte inzwischen wesentlich strukturierter und systematischer an als früher.
Ich meine deshalb, dass sich als Folge der Weiterbildung eine völlig neue Qualität des Denkens entwickelt, die sich auf die Karriere der Absolventen und Absolventinnen auswirkt. Ein anderer Teilnehmer berichtete etwa, dass ihm vor allem die Kenntnisse im Bereich des Personalwesens einen entscheidenden Vorteil in seinem Betrieb verschafft hätten. Seiner Überzeugung nach habe der Betriebswirt (HwO) wesentlich dazu beigetragen, ihm vorzeitig einen Arbeitsplatz als angehende Führungskraft im Vertrieb zu sichern. Ein ehemaliger Absolvent fasste seine berufliche Karriere als Konsequenz der Ausbildung zum Betriebswirt ganz knapp zusammen: „Vom Maschinenbauer zum Projekteinkäufer mit siebenstelliger Budgetverantwortung.“
Autor:
Marcello Camerin, M.A. (WiWi)
www.marcello-camerin.de