Die Teilnehmerzahlen in der Fortbildung zum Restaurator im Handwerk sind bundesweit rückläufig. Um den Wert dieser einzigartigen Weiterbildung im Handwerk zu unterstreichen und auch auf die aufkommende Kritik bei den Trägern der Fortbildung einzugehen, trafen sich das Referententeam der Akademie, die Prüfungsausschüsse der Handwerkskammer Münster, Mitglieder der Fachgruppe und aktuelle Teilnehmer am 1./2. Juni 2019 auf Schloss Raesfeld.
In der Eröffnung ging Ausbildungsleiter Eckard Zurheide von der Akademie des Handwerks auf die derzeit schwierige Lage ein und erläuterte die Idee für die gemeinsame Veranstaltung von Akademie und Fachgruppe. Hans-Georg Gathmann, Vorsitzender der Fachgruppe Restauratoren im Handwerk, stellte in seinem Grundsatzreferat die Vielfalt der Tätigkeiten auf der Basis praktischer handwerklicher Kenntnisse und die ausgeprägte Individualität von Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk in den Mittelpunkt. In seinem klaren Bekenntnis ließ der Fachgruppenvorsitzende keinen Zweifel an der unbedingten Erhaltungswürdigkeit der Fortbildung Restaurator im Handwerk aufkommen und rief die anwesenden Mitstreiter und Freunde dazu auf, das Treffen in erlernter restauratorischer Methodik zur Klärung der Erhaltungsfähigkeit zu nutzen sowie die Wege zur Erhaltung dieser Werte aufzuzeigen und zu diskutieren.
Mit viel emotionaler Beteiligung und großem Engagement setzten sich dann acht Arbeitsgruppen, moderiert von Doris Arndt, Ulrich Arnold, Richard Borgmann, Volker Engels, Mathias Gläser, Christian Haase, Torben Hartleff und Cora Zimmermann, mit diesen Themen auseinander, schilderten eigene Erfahrungen zu Präsenz und Bekanntheit der Fortbildung, erörterten mögliche individuelle und gemeinsame Aktivitäten und machten zum Teil schon sehr konkrete Vorschläge zum Handeln.
Den ersten Tag rundete die Versammlung im Forum ab. Aus den von den Moderatoren vorgetragenen Resümes war es für die Veranstalter dann fast schon ein leichtes, die Ideen, Positionen und Gedanken zusammenzufassen und ihnen – unverzüglich im noch am Abend geschriebenen „Raesfelder Manifest“ in nachhaltiger Form Ausdruck zu verleihen:
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Treffens der Restauratoren im Handwerk mit Präsident Hans Hund, Vorsitzender des Akademievorstands (offizielle Bezeichnung „Verein zur Förderung der Bildungsarbeit in Schloss Raesfeld e.V:‘). Hans Hund ist Präsident der Handwerkskammer Münster und Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT, Zusammenschluss der 7 Handwerkskammern in Nordrhein-Westfalen) und er ist Inhaber der Hans Hund GmbH (Kälte-, Klima-, Elektro-, Heizungs-, Sanitärtechnik) aus Bocholt in Westfalen.
Es war eine großartige Gelegenheit, die Restauratoren im Handwerk als starke und einige Gruppe zu zeigen, die selbstbewusst für eine selten gewordene Handwerkskultur eintritt und mit Leidenschaft ihre Überzeugungen lebt – „dem Handwerk“ sollte an den Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk liegen!
Für den Einstieg in das Gespräch hatten die Teilnehmer zu dem Treffen auf Schloss Raesfeld aus ganz Deutschland jeweils ein Exponat zu ihrem Beruf – oder besser ihrer Berufung mitgebracht. Präsident Hund wurde von Hans-Georg Gathmann mit der ungewöhnlichen Aufgabe konfrontiert, aus der Materialcollage ein paar Dinge auszuwählen, über die er mehr erfahren möchte. An den von ihm ausgewählten Zeugnissen der Tätigkeiten von Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk konnten Reinhard Roßberg aus Markkleeberg, lsabella Mayr aus Bobingen, Thomas Berghoff aus Rüthen und Rüdiger Willecke aus Siedlinghausen eindrucksvoll berichten, wie jede restauratorische Aufgabe eine individuelle Betrachtung erfordert und eben nicht als normgerechte handwerkliche Überarbeitung durch die vorschriftsmäßige Anwendung industriell hergestellter Materialien zu lösen ist.
Das Gespräch mit Präsident Hund drehte sich um die Wichtigkeit der Fortbildung Restaurator im Handwerk für genau dieses Selbstverständnis. Immer wieder thematisierten die Diskussionsbeiträge die Bedeutung dieses Fundamentes: Für die zielgerichtete berufliche Weiterentwicklung im Handwerk, für die verantwortungsbewusste Wahrnehmung kultureller Aufgaben im gesellschaftlich-traditionellen Kontext, für die Bewahrung selten gewordener Handwerkskultur, für die Freude an diesem Beruf und für die Pflege von Gemeinsamkeiten und Zusammenhalt unter den Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk- sei es nun in der besonderen Welt von Schloss Raesfeld mit seinem geschichtsträchtigen Lernumfeld, oder sei es bei einer anderen der vielen Gelegenheiten, die Restauratoren im Handwerk zusammen bringt.
Das an Präsident Hund übergebene „Raesfelder Manifest“ fasst diese Überzeugungen zusammen. Noch wichtiger: Das Papier enthält den konkreten Vorschlag, zukünftig aktiv als „Botschafterinnen und Botschafter des Raesfelder Manifests“ an den Handwerkskammern, in den Fachverbänden und in den Berufs- und Meisterschulen ein möglichst hohes Teilnehmerinteresse für die Fortbildung zu wecken. Nach der engagierten Diskussion mit den – wie er es formulierte – „Profis“ zeigte sich Präsident Hund mit seinem ersten Zusammentreffen mit den Restauratoren im Handwerk auf Schloss Raesfeld sehr zufrieden und kündigte an, die Initiative der „Botschafterinnen und Botschafter des Raesfelder Manifests“ nach besten Kräften zu unterstützen.
Die Treffen auf Schloss Raesfeld ging mit dem guten Gefühl „Fortsetzung folgt“ zu Ende. Wir werden es sehen! Das Schlusswort hatte Richard Borgmann, der langjährigen Mentor der Raesfelder Fortbildung und auch im Ruhestand immer noch ein engagierter Mitstreiter der „Sache der Restauratoren im Handwerk“ in unserer Fachgruppe: „Es begann mit dem gemeinsamen Interesse an allem Alten, es sind Freundschaften fürs Leben geworden“ …
Doris Arndt/ Hans-Georg Gathmann/ Eckard Zurheide im Juni 2019